20. November 2011, 19:00 Uhr



Luigi Cherubini
"Requiem"

Johannes Brahms
"Begräbnisgesang"
"Nänie"


Programm:

Johannes Brahms
"Begräbnisgesang" op 13

Gustav Mahler
"Adagietto" aus der Symphonie Nr. 5

Johannes Brahms
"Nänie" op 82

Luigi Cherubini
"Requiem c-moll"


Aufführende:

Concert-Chor Concordia  Hürth
Kammerphilharmonie Rhein-Erft

Leitung: Christian Letschert-Larsson





Kölner Stadt-Anzeiger vom 22. Novmeber 2011
von Frank-Uwe Orbons

Wie aus einem Guss
Concordia und Kammerphilharmonie im Feierabendhaus

Allein für die Zusammenstellung des Konzertprogramms gebührt Christian Letschert-Larsson ein großes Lob. Zwei der nur mäßig bekannten orchestral begleiteten Chorwerke des großen Sinfonikers Johannes Brahms, gekoppelt mit dem c-moll Requiem des für seine musiktheatralischen und kirchenmusikalischen Kompositionen bekannten Italieners Luigi Cherubini, der später in Paris Karriere machen sollte, sind schon eine mutige Entscheidung. Zumal sie auch alle Stärken und Schwächen eines teilnehmenden Chores offenlegen können. Kommen sie doch ohne zusätzliche Vokalsolisten aus und stellen gerade den Chor vor eine große Herausforderung. Brahms' Begräbnisgesang op. 13 und die gut zwei Jahrzehnte später entstandene "Nänie" op. 82 können durchaus als Vorstudien zu dem monumentalen Requiem gelten, haben aber doch so viel Eigencharakteristik, dass sie generell zu den wichtigsten Chorkompositionen des 19. Jahrhunderts gezählt werden müssen und zu Unrecht allzu selten aufgeführt werden.

Beiden Werken ist der Abschiedscharakter gemeinsam. Der Begräbnisgesang ist möglicherweise auf den Tod des engen Freundes Robert Schumann entstanden, die "Nänie" gewiss auf das Ableben des Malers Anselm Feuerbach. Wie geschaffen also für eine Aufführung am Totensonntag, zumal mit dem finalen Cherubinischen Requiem der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI gedacht wird.

Wie aus einem Guss präsentierte sich die Leistung der beiden Ensembles, des Konzertchores Concordia Hürth und der Kammerphilharmonie Rhein-Erft, die beide unter der Leitung des Dirigenten Christian Letschert-Larsson stehen. Zwar kann man den ein oder anderen Ansatz delikater gestalten, doch darf man nicht vergessen, dass es sich bei der Aufführung um eine Liebhaberproduktion handelte, auch wenn die Werke des Abends alles anders als Amateurwerke darstellen.

Zu den Chorwerken kam noch das Adagietto aus Gustav Mahlers 5. Sinfonie, das spätestens seit Luchino Viscontis Film "Tod in Venedig" mit dem Attribut der Todessehnsucht belegt wird, auch wenn es sich tatsächlich um einen musikalischen Liebesbrief an die Ehefrau Alma Mahler handelt. Letschert-Larsson hielt sich nicht mit transzendent langsamen Tempi auf, genau wie es der Komponist fordert. Das Konzert im Hürther Feierabendhaus kann als Ergebnis einer Konzerttournee gewertet werden, die Orchester und Chor im Herbst dieses Jahres nach Polen und Meißen geführt hatte.



Kölnische Rundschau vom 22. November 2011
von Hanna Styrie

Bewegende Wiedergabe
Concert-Chor Hürth führt das Requiem von Cherubini auf

Am Ende gab es Bravo-Rufe und stürmischen Applaus. Der Concert-Chor Hürth und die Kammerphilharmonie Rhein-Erft hatten mit einer bewegenden Wiedergabe von Luigi Cherubinis Requiem restlos begeistert. Das Werk stand auch auf dem Programm einer Konzertreise, die Chor und Orchester im Spätsommer nach Polen unternommen haben, ebenso wie zwei Chorsätze von Johannes Brahms, mit denen Musikdirektor Christian Letschert-Larsson am Sonntag den Auftritt im Feierabend-Haus einleitete.

Schon beim Begräbnisgesang für gemischten Chor und Blasinstrumente zeigte sich die Sicherheit in allen Stimmgruppen; zudem erfreute der Chor mit gepflegter Artikulation. Gut in die Konzeption passte auch das sanfte Adagietto aus Gustav Mahlers 5. Sinfonie. Die Kammerphilharmonie zelebrierte die elysische Musik mit Wärme und Hingabe.

So waren die Zuhörer gut vorbereitet auf das Hauptwerk des Abends. Cherubinis 1816 entstandene Totenmesse in c-Moll, die auch bei Beethovens Beisetzung aufgeführt wurde. Der Komponist verzichtet auf Solostimmen; er überträgt die Darstellung von Tod, Vergänglichkeit und Gedenken der Verstorbenen einem vierstimmigen gemischten Chor, der von einem klassisch besetzten Orchester begleitet wird. In der Interpretation durch den Concert-Chor Hürth kam die Düsternis und Schwermut der zurückhaltenden Eingangssätze ebenso gut zum Ausdruck wie die dramatische Steigerung mit dem berühmten Tamtam-Schlag im nachfolgenden "Dies irae". Hier zeigten die Sänger, dass sie auch in der Lage sind, pathetische Wucht zu erzeugen.

Christian Letschert-Larsson akzentuierte derartige Effekte ohne jede Übertreibung, sodass auch die besonders erschütternden Passagen nie aufdringlich klangen. Die musikalische Ausdrucksvielfalt des Requiems, der Kontrast zwischen dramatischen und lyrischen Passagen, eröffneten sich dennoch auf eine Art und Weise, die das Publikum merklich in Bann zog.

Der Chor prunkte mit einer zu Herzen gehenden Empfindsamkeit und Intensität, die dem würdevollen Trauercharakter vollkommen gerecht wurde und auch in der profanen Umgebung des Konzertsaals seine Wirkung nicht verfehlte. Die Kammerphilharmonie Rhein-Erft begleitete dezent, einfühlsam und flexibel; Letschert-Larsson leitete Chor und Orchester mit gewohnter Souveränität. So gelang eine würdige, geschlossene Aufführung, der man ein volles Haus gewünscht hätte. Bei Kartenpreisen von 25 Euro aber dürfte manch ein Musikliebhaber an finanzielle Grenzen gestoßen sein.