21. Juli 2009



Stimmbildungsseminar mit Silke Stapf
Hürth, Löhrerhof



Kölnische Rundschau vom 24. Juli 2009
von Ulrike Weinert

"Die Kunst des Singens ist körperlich"
„Wenn Sie hoch singen wollen, müssen Sie nach unten denken.“ - „Suchen Sie ein Bild für Ihre Vorstellungskraft, das Ihre Muskeln betätigt.“

„Wenn Sie hoch singen wollen, müssen Sie nach unten denken.“ - „Suchen Sie ein Bild für Ihre Vorstellungskraft, das Ihre Muskeln betätigt.“ - „Haben Sie Mut zu hässlichen Tönen, egal, was Ihr Nachbar denkt.“ Es sind solche Tipps, die Gesangslehrerin Silke Stapf den rund 40 Mitgliedern und Freunden des Concert-Chors Concordia beim Stimmbildungsseminar im Löhrerhof gibt.

Den Herren, deren Stimmen bei dieser Schulung im Mittelpunkt stehen, gibt Silke Stapf, selbst Sopranistin, eine Folge von Tönen vor, die sehr weit oben auf der Skala endet. Der Klang wird dort sehr dünn und auch ein bisschen schräg. Das löst Heiterkeit aus - eine durchaus erwünschte Nebenwirkung bei der Stimmbildung. „Der Sänger ist der einzige Musiker, der sein Instrument sowohl baut als auch selber spielt“, hat Silke Stapf in die Einladung zu ihrem Seminar geschrieben.

Der Tenor Rolf Leuffen ist noch recht neu im Chor. „Ich bin aus Interesse gekommen, will sehen, was es bringt für die Technik, und wenn mir der Abend zusagt, mache ich weiter“, verspricht er. Seine Stimmlage Tenor ist weniger verbreitet als der Bass und deshalb in den meisten Chören gefragt.

Helmut Nauerz verfügt ebenfalls über diese Tonhöhe und Klangfarbe, und er weiß: „In Seminaren wie diesen lernt man, besser mit seiner Stimme umzugehen.“ „Nach dem Konzert ist vor dem Konzert“, meint der Bassist Günter Schmied, der seit 15 Jahren im Chor mitsingt. Weil er zur Qualität der beiden Konzerte, die der Concert-Chor Concordia im Jahr gibt, seinerseits einen möglichst guten Beitrag leisten will, ist er zu dem Seminar erschienen. Schmied begrüßt es sehr, dass der Chor Silke Stapf eigens engagiert hat, um vor Proben die Stimmen zu schulen.

Ein Seminar gibt die Gesangspädagogin zum fünften Mal. Vor den Erwachsenen waren die Kinder und Jugendlichen des Schulchors am Albert-Schweitzer-Gymnasium, den der Concert-Chor ins Leben gerufen hat, an der Reihe.

Nun, im Löhrerhof, spüren allmählich alle Teilnehmer, was Silke Stapf mehrmals wiederholt: „Kunst ist körperlich, Singen ist körperlich.“ Sie erzählt, wie  in einem ihrer Seminare eine Sängerin nur zaghaft mitarbeitete. Darauf angesprochen, erklärte die Dame, sie schäme sich, weil sie bei den Übungen ins Schwitzen gerate. „Meine herzliche Einladung an Sie lautet“, schließt Silke Stapf: „Schwitzen Sie“.

Dass viele Sängerinnen die Tenöre, Baritone und Bässe zu dem Stimmbildungsseminar begleitet haben, nutzt Silke Stapf, um die Damen als „Kontrollgruppe“ einzusetzen. Wie allein Vorstellungskraft den Klang verändert, führt sie mit Hilfe der Sängerinnen an einer Tonfolge auf „h-aa-o-o-o“ vor.

Die Frauen sind zum Beispiel aufgefordert, mit den Händen ihre Wangen so zu bearbeiten,  dass diese beim Intonieren locker schlackern. „Die Stimme klingt lauter, weil der Dämpfer vom Klang weggenommen worden ist“, erklärt Silke Stapf und fügt hinzu: „Der Atem will frei fließen und nicht gegen einen angespannten Muskel stoßen.“

Mit Silke Stapf als Solistin, der Kammerphilharmonie Rhein-Erft und seinem Dirigenten Christian Letschert-Larsson wird der Hürther Chor am Sonntag, 1. November, um 19 Uhr im Feierabendhaus Knapsack ein Sinfonie- und Chorkonzert zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn-Bartholdy geben.